Nachbericht IDAHOBIT* Heidelberg 2020

Am 17. Mai findet weltweit der „International Day Against Homo-, Bi-, Inter- and Trans*phobia“ (IDAHOBIT*) statt, also der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*-Feindlichkeit.

Ziel des Aktionstages ist es, auf die Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität aufmerksam zu machen und mehr Respekt ihnen gegenüber einzufordern. Zum sechsten Mal wurde dieser nun am 17.5.2020 in Heidelberg begangen.

Dieses Jahr wurde anlässlich des IDAHOBIT* aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine digitale Aktionswoche vom 11. bis 17. Mai 2020 veranstaltet. Passend zur Bewerbung der Stadt Heidelberg um die Aufnahme in das „Rainbow Cities Network“ stand der IDAHOBIT* 2020 unter dem Motto #MyRainbowCity. Die Aktionswoche anlässlich des IDAHOBIT* 2020 wurde organisiert vom Queeren Netzwerk Heideberg in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg. Gefördert wurde das Projekt von Mosaik Deutschland e.V. im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

In der Aktionswoche gab es zahlreiche Veranstaltungen, die von den Gruppen des Queeren Netzwerks Heidelberg veranstaltet wurden. Im Laufe der Woche gab es vier digitale Vorträge und Diskussionsrunden, die sich mit Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*-Themen befassten. So wurde bei der Veranstaltung der SPD Queer Rhein-Neckar mit den beiden Stadträtinnen Adrian Rehberger und Johannah Illgner über queere Sichtbarkeit in Zeiten von Corona gesprochen. Das Autonome Queerreferat der Verfassten Studierendenschaft an der Universität Heidelberg hat zu Vortrag und Fragerunde zum Thema Intergeschlechtlichkeit eingeladen. Bei der digitalen Talk-Runde des Queerfeministischen Kollektivs wurde dazu aufgerufen, queeren Menschen zuzuhören und ihren Erfahrungen Raum zu geben. Unter dem Titel „Drag me Home“ gab es ein spannendes Interview mit der Drag Queen Patricia Piccante und Drag King Gordon Bleu. Per Video wurden außerdem weitere Drag-Künstler_innen der Queer Weekend Lounge von PLUS vorgestellt. Zusätzlich veranstaltete die queere Jugendgruppe Heidelbergs, Queer Youth, ein Online-Quiz mit Gewinnspiel und der öffentliche Bücherschrank in der Neugasse wurde von der Lesbisch-Schwulen Geschichtswerkstatt Rhein-Neckar mit lesbischen und queerfeministischen Büchern bestückt. So konnten Interessierte sich über queerfeministische Literatur und Kultur der 70er, 80er, und 90er Jahre informieren.

Im analogen Raum wurde das Heidelberger Rathaus am vergangenen Wochenende mit Regenbogenfahnen, dem bekanntesten Symbol der queeren Bewegung, beflaggt. In der Stadt hingen über 100 Plakate verteilt, um auf die Aktionswoche aufmerksam zu machen.

Die Heidelberger*innen wurden außerdem dazu aufgerufen, ihre Wünsche für ihre Stadt als Rainbow City in Form von Videos und Fotos festzuhalten. Insgesamt wurden über 30 Beiträge eingesendet, aus denen dann ein Gesamtvideo erstellt wurde. Unter den Einsendungen waren Vertreter*innen der Parteien (SPD, Die Linke, Julis), des Migrationsbeirats der Stadt Heidelberg, Vertreter des Queer Festivals Heidelbergs und von zahlreichen queeren Gruppen und Beratungseinrichtungen aus der Region.

Das Gesamtvideo ist hier zu sehen:

Als Höhepunkt der Aktionswoche fand dann am Aktionstag selbst eine digitale Live-Kundgebung statt, mit einem Grußwort von Bürgermeister Wolfgang Erichson und Redebeiträgen von Annika Erb (Aidshilfe Heidelberg) und Ulli Biechele (PLUS Mannheim). Als Moderatorinnen waren Annika Teichmann und Johannah Illgner dabei.

Bürgermeister Wolfgang Erichson forderte in seiner Rede mehr Sicherheit und Schutz für LSBTTIQ+-Menschen vor Diskriminierung und Gewalt. Heidelberg müsse sich, insbesondere in Anbetracht der Bewerbung um die Aufnahme in das Rainbow Cities Netzwerk, mehr für den Schutz Betroffener einsetzen sowie durch queere Jugend- und Bildungsarbeit Aufklärung leisten. Auch forderte er einen stärkeren Einsatz der Stadtverwaltung zur Unterstützung von trans* Menschen und Regenbogenfamilien, die häufig mit bürokratischen Hürden konfrontiert sind: „Trotz der Ehe für Alle müssen Kinder von lesbischen und schwulen Paaren immer noch von einem der beiden Elternteile adoptiert werden. So lange sich die Bundesgesetzgebung hier nicht bewegt und nicht ändert, muss die Stadtverwaltung prüfen, welche bürokratischen Hürden wir abbauen können, um diesen Prozess freundlicher und vor allem wertschätzender zu gestalten.“

Zu sehen gab es außerdem einen Auftritt des Mannheimer Künstlers LEOPOLD und das Gesamtvideo aus allen Einsendungen. Zum Abschluss der Kundgebung gab es um 17.05 Uhr den digitalen „Rainbow-Flash“, mit Konfetti vor dem heimischen Computer, um ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Bei der Kundgebung waren über 50 Menschen live dabei.

Annika Erb, die für die AIDS-Hilfe Heidelberg aktives Mitglied im Queeren Netzwerk Heidelberg ist, zieht ein Resümee: „Wir wussten alle nicht, wie die digitale Aktionswoche und eine Online-Kundgebung ablaufen wird. Die Rückmeldungen während der Woche und auch heute zeigen es jedoch klar: Unsere Bemühungen waren erfolgreich. Wir konnten online mit unseren Videobeiträgen, Postings und Veranstaltungsankündigungen knapp 80.000 Menschen erreichen. Und das ist gut so, denn Sichtbarkeit von queeren Menschen ist gerade in der Krisen-Zeit wichtiger denn je und wir sind froh, dass wir den heutigen Aktions- und Gedenktag trotz der Einschränkungen gemeinsam begehen konnten. Wir danken an dieser Stelle auch noch ausdrücklich allen, die unsere Video- und Foto-Aktion unterstützt haben und sich so für den Schutz vor Homo-, Bi-, inter- und trans-Feindlichkeit stark machen.“

Auf Facebook findet ihr außerdem noch das gesamte Video der Kundgebung.