Heidelberg, 02.05.2025. Die Gedenkplakette zu Ehren des jüdisch-deutschen Arztes, Sexualwissenschaftlers und Pioniers der queeren Forschung Magnus Hirschfeld wurde am 30. April 2025 abgerissen und gewaltsam von der Hauswand an der Sandgasse 10 entfernt.


Erst vor wenigen Monaten, am 9. Januar 2025, wurde die Gedenkplakette an seinem ehemaligen Wohnhaus von der Stadt Heidelberg – namentlich Bürgermeisterin Stefanie Jansen – gemeinsam mit Helmut Metzner, dem geschäftsführenden Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, eingeweiht. Die Gedenkplaketten sind Teil des Konzepts zur Erinnerungskultur der Stadt Heidelberg.

Das Queere Netzwerk Heidelberg zeigt sich entsetzt: “Nach zahlreichen Angriffen gegen queere Fahnen, queere Orte und Symbole in den letzten Jahren ist die Zerstörung und gewaltsame Entfernung der Gedenkplaktette ein trauriger Höhepunkt von queerefeindlichen Angriffen. Die Schändung dieses queeren Erinnerungsortes trifft uns sehr und macht uns fassungslos.”
Die Tafel wurde am 30. April abgerissen, dem Todestag von Adolf Hitler. Ein Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Sprecherin des Heidelberger Bündnisses “Kein Schritt nach Rechts” meint: „Magnus Hirschfeld ist der Begründer der Sexualwissenschaften und seine Bücher waren mit unter den ersten, die von den Nationalsozialisten verbrannt wurden. Außerdem wurde er als Jude verfolgt und aus Deutschland vertrieben.”
Der geschäftsführende Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Helmut Metzner, ist erschüttert: „Am 14. Mai 2025 gedenken wir des 90. Todestags und 167. Geburtstages des großen Arztes, Aufklärers und Vorkämpfers für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Er hat sich stets gegen die Kriminalisierung und Pathologisierung queerer Menschen engagiert. Das provoziert Uneinsichtige offenbar bis hin zur Aggression. Wir dürfen nicht zulassen, dass die aggressive Tat eine dauerhafte Lücke reißt. Das ist in Zeiten, in der queere Menschen sich verstärkten Angriffen ausgesetzt sehen, als Zeichen sichtbarer Solidarität der demokratischen Gesellschaft besonders wichtig.“
Zu Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld, geboren 1868 in Kolberg, gilt als Mitinitiator der Sexualwissenschaften und der ersten Homosexuellenbewegung der Welt. Hirschfeld studierte von 1890 bis 1891 drei Semester Medizin in Heidelberg. Als Sexualaufklärer, Homosexuellenaktivist, Jude und aufgrund seiner politischen Nähe zur Sozialdemokratie war Hirschfeld später für die Nationalsozialisten ein besonderes Feindbild. Hirschfeld hat sich insbesondere für den Schutz von trans* Personen eingesetzt. Er starb am 14. Mai 1935 im Exil in Nizza. Am 6. Mai 1933 plü nderten und zerstörten SA-Studenten sein Institut für Sexualwissenschaft. Ein Teil der gestohlenen Bü cher und eine Bü ste Hirschfelds wurden bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin vernichtet, andere Werke im November 1933 versteigert.